1. Hase
2. Stier
3. Hengst
Die Frauen tielt man nach der Tief ihres Yoni (Vagina) gleichfalls
in drei Klassen ein:
1. Gazelle
2. Stute
3. Elefantenkuh
Eine einfache Überlegung lehrt, daß es neben drei gleichen sechs
ungleiche Liebesvereinigungen geben kann. Im ganzen kommen also neun
Liebesvereinigungen in Frage. Diese neun Möglichkeiten lauten:
1. Hohe Liebesgenüsse:
a) Hase und Gazelle,
b) Stier und
Stute
c) Hengst mit Elefantenkuh
2. Ungleiche Liebesvereinigungen:
a) Hase und Stute
b) Hase mit
Elefantenkuh
c) Stier mit Gazelle
d) Stier mit Elefantenkuh
e) Hengst
mit Stute
f)Hengst mit Gazelle.
Die ungleichen Liebesvereinigungen führen in bestimmten Fällen zu
den Formen
1. hohe Liebesgenüsse und
2. höhere Liebesgenüsse
Diese Liebesgenüsse kommen immer zustande, wenn der Mann der
stärkere Teil ist. Die Frau ist dann selbstverständlich der engere Teil. Liegt
eine Größenstufe dazwischen, dann sprechen wir von hohen Liebesgenüssen, liegen
jedoch zwei Stufen dazwischen, lieben sich also die Extreme, dann sprechen wir
von höherem Liebesgenuß.
Übertrifft jedoch die Frau hinsichtlich Größe den
Mann, dann gibt es zwei andere Formen des ungleichen Liebesgenusses:
1. Niedriger Liebesgenuß und
2. niedrigerer Liebesgenuß.
Diese Überlegungen lassen sich durch Beispiele leicht erläutern. So
ergibt etwas die Vereinigung des Hengstes mit der Stute oder des Stieres mit der
Gazelle einen hohen Liebesgenuß. Die Vereinigung eines Hengstes mit einer
Gazelle ergibt jedoch den höheren Liebesgenuß. Umgekehrt ergibt eine
Elefantenkuh mit Stier oder Stute mit Hase einen niedrigen Liebesgenuß.
Elefantenkuh mit Hase läßt lediglich einen noch niedrigeren Liebesgenuß
zu.
Eine beachtliche Rolle spielt das jeweilige Temperament der
Geschlechtspartner. Hierbei wird nach Stärke und Feuer unterschieden. Die drei
Klassen gruppieren sich in kühl, mittel und feurig. Demgemäß sind folgende neun
Verbindungen möglich, von denen drei weider gleich und sechs ungleich sind:
1. Gleiche Liebesverbindungen:
a) kühl mit kühl
b)mittel mit
mittel
c)feurig mit feurig.
2. Ungleiche Liebesverbindungen:
a) kühl mit mittel
b) kühl mit
feurig
c) mittel mit kühl
d) mittel mit feurig
e) feurig mit
kühl
f)feurig mit mittel.
Vatsyayana macht eigentlich nur zwischen kühl und mittelfeurig einen
schärferen Unterschied. Kühl wird z.B. ein Mann genannt, der wenig auf
geschlechtliche Vereinigung aus ist. Sein sexuelles Temperament ist gering und
ebenso der Samenerguß. Die heißen Umarmungen des Weibes werden von ihm nicht
ertragen. Mittlere und feurige Männer sind hier gegensätzlich veranlagt. Auf
Frauen treffen dieselben Unterscheidungsmerkmale zu. Eine nicht minder große
Rolle spielt die Frage der Dauer im Liebesgenuß. Auch hier ergeben sich drei
Klassen:
1. schnell
2. mittel
3. langsam.
Analog zu den obigen Aufstellungen ergeben sich auch hier wieder drei gleiche
und sechs ungleiche Beziehungen hinsichtlich der Dauer der sexuellen
Vereinigung.
Allerdings sind hier die Meinungen hinsichtlich der Fähigkeiten
und Veranlagungen der Frauen nicht gleich. Hören wir uns diese verschiedenen
Meinungen an:
Da wird z.B. oft Auddalaki zitiert, der strikt betont: "Der Frau geht das
männliche Genußvermögen ab. Sie genießt nicht so wie der Mann, weil sie keinen
Samenerguß hat. Der Mann versucht lediglich seinen Sexualtrieb zu befriedigen,
während eine Frau ein Gefühl ganz anderer Art nach der sexuellen Vereinigung
erfüllt. Es handelt sich hier um eine Art Wonne des Selbstbewußtseins, die eine
nähere Beschreibung ausschließt. Während der Mann nach vollzogenem Genuß von
selbst aufhört, findet die Frau kein selbständiges Ende."
Doch gegen diese Anschauung werden viele Gegengründe ins Treffen geführt. vor
allem weist eine Reihe von Literaten darauf hin, daß die Frau den Mann um so
mehr liebt, je länger die Liebesvereinigung ausgedehnt wird. Wird hingegen die
Liebesvereinigung rasch beendet, dann ist die Frau zumeist mit ihrem Partner
unzufrieden. Dieser Umstand beweise klipp und klar, daß auch die Frau bei der
Liebesvereinigung Wollust empfindet und sich danach sehnt.
Vatsyayana hält
jedoch die Auffassung nicht für ganz richtig. Muß nämlich von seiten des Mannes
längere Zeit verwandt werden, um den Lusthunger der Frau zu stillen, dann ist es
nur begreiflich, daß sich die Frau die Fortsetzung der Liebesverbindung wünscht.
Jede Frau wünscht sich die Fortdauer der sexuellen Wonne. Ein altüberlieferter
Vers scheint hierzu eine Mittelstellung einzunehmen. "Die Liebesvereinigung mit
dem Mann befriedigt wohl die Frau, aber die daraus entstehende selbstbewußte
Wonne stellt doch den eigentlichen weiblichen Liebesgenuß dar."
Andere
Literaten, wie etwa Babhravya, sind der meinung, daß die Frau während der ganzen
Liebesvereinigung Samen zum Erguß bringt. Empfängnis könne nämlich nach dieser
Ansicht nur dadurch zustande kommen, daß die Frau Samen um Erguß bringt, sich
also männlicher und weiblicher Samen mengen und die Entstehung eines Kindes
einleigen.
Aber dagegen spricht die Erfahrung. Bekanntlich ist am Beginn der
Liebesvereinigung das Interesse und die Liebeslust der Frau geringer als die des
Mannes. Es fällt ihr daher mitunter sehr schwer, das kräftige Stoßen des
Sexualpartners zu ertragen. Erst allmählich wird ihre sexuelle Lust bis zur
wilden Leidenschaft entfacht, und sie beachtet dann auch nicht mehr die Schwäche
ihres Körpers. Schließlich kommt ein Moment, wo sie den Wunsch empfindet, mit
der Liebesvereinigung Schluß zu machen.
Doch Vatsyayana ist der Meinung, daß
auch dieser Einwand nicht stichhaltig ist, da jede heftige Bewegung erst
allmählich anheben muß. Nur schrittweise wird die Höchstgeschwindigkeit etwa der
Töpferscheibe oder des Kreisels erreicht. Analog wächst die Leidenschaft der
Frau Schritt für Schritt, um schließlich nach gänzlichem Erguß ihres Samens an
Wucht zu verlieren. Es taucht dann der Wunsch auf, die Liebesvereinigung zu
beenden.
Vatsyayana lehrt darum, daß die Frau wie der Mann Wollust empfindet
und dementsprechend die sexuelle Vereinigung genießt. Hierzu kann wieder ein
Vers in Erinnerung gebracht werden:
"Gegen das Ende der Liebesvereinigung zu erfolgt der männliche Samenerguß,
während die Frau ununterbrochen Wollust empfindet und Samen zum Erguß bringt.
Die Frau hat erst dann das Verlangen, Schluß zu machen, wenn sie keinen Samen
mehr zum Erguß bringen kann."
Ist jedoch in diesem Zusammenhang nicht die folgende Frage berechtigt? "Wenn
auf diese Weise Mann und Frau einander gleichen und gleichartig zum Endergebnis
der Liebesvereinigung beitragen, warum obliegt es ihnen, verschiedene Zwecke zu
erfüllen?"
Hierauf weiß Vatsyayana folgende Antwort zu geben:
"Das rührt davon, daß die Mittel trotz scheinbarer äußerlicher Ähnlichkeit
und Gleichheit doch im Wesen verschieden sind. Die Wollust der Frau
unterscheidet sich von der des mannes. Der Mann hat von Natur aus eine aktive
Funktion zugewiesen bekommen, während die Frau mehr den passiven Teil darstellt.
Wäre diese Naturgebundenheit nicht, dann könnte ja leicht der umgekehrte Zustand
eintreten. Eben aus dieser naturnotwenigen körperlichen Verschiedenheit
entspringt die Verschiedenheit im bewußten Erleben der Wollust. Darum sagt sich
auch der mann: "Das Weib gehört mir!", während die Frau vermeint, "dem Manne
anzugehören."
Weitere Folgen dieser Tatsachen: Da es nun eine Verschiedenheit der Mittel
gibt, muß es auch eine Verschiedenheit der Folgen geben.
Aber auch so kann
nicht weiter geschlossen werden. Schließlich findet doch die Verschiedenheit der
Mittel in der Verschiedenheit der an der Liebesvereinigung beteiligten Personen
eine Ursache. Andererseits wäre es aber nicht zutreffend, eine grundsätzliche
Verschiedenheit der männlichen und weiblichen Wollust anzunehmen, da doch beide
Teile an derselben handlung und dazu noch gleichzeitig beteiligt
sind!
Dagegen ließe sich einwenden, daß verschieden veranlagte Menschen am
gleichen Werk beteiligt sein können und nach einem gleichen Ziele streben. In
der Liebesvereinigung hingegen verfolgt jeder Teil sein eigenes Ziel. Aber auch
hier fällt wieder ein Widerspurch auf. Es gibt Dinge verschiedener Art, die
gleichzeit vollbracht werden können. Man denke etwa an die Widderkämpfe, wo zwei
Böcke gleichzeitig aufeinander losgehen. Ähnlich verhält es sich mit zwei
gegeneinander geschleuderten Kugeln im Spiel oder beim Wettkampf zwischen zwei
Ringern. Von hier aus gesehen, müßten also auch mann und Frau wesensgleich sein.
Folglich könnte kein Unterschied in der wirklichen Tätigkeit der beiden
angenommen werden. Es zwingt sich uns also der Gedanke auf, daß die
Verschiedenheit der Mittel im Liebesverkehr von der Verschiedenheit der
körperlichen Ausstattung herrührt, aber dessen ungeachtet beide Partner die
gleiche Wollust erlangen können.
Ein alter Vers spricht darum eine tiefe
Weisheit aus:
"Zwischen Mann und Frau bestehen hinsichtlich der sexuellen Genußfähigkeit
keine Unterschiede. Es ist darum dem heiratslustigem Mann ans Herz zu legen,
sich eine Frau zu nehmen, die ihn immer zu leiben imstande ist."
Damit ist erwiesen, daß die Wollust bei Mann und Frau von derselben natur
ist. Wir können darum weiterhin schließen, daß es auch in bezug auf die Dauer
der Liebesvereinigung gleichfalls neun Arten des Beischlafs
gibt.
Rückschauend auf das bisher Ausgeführte könnenw ir bereits feststellen:
Es gibt neun verschiedene Möglichkeiten der Liebesvereinigung nach Maß,
Begehren und Zeitdauer. Aus diesen drei mal neun Möglichkeiten gibt es eine
unübersehbare Anzahl von Abarten der Liebesvereinigungen. Es obliegt dem Manne,
in allen diesen möglichen Liebesvereinigungen die besten Mittel für die
Wollusterweckung der Frau zu gebrauchen. Mit der Frau ist es so zu verfahren,
daß bei ihr auf alle Fälle die Wollust früher eintritt. Man muß auf die
Bereitwilligkeit der Frau für die Liebesvereinigung achten, gegebenenfalls durch
vorsorgliches Benehmen eine gewisse stimulierende Vorbereitung treffen.
Wie
soll sich der Mann bei der ersten Liebesvereinigung gegenüber seiner
Geschlechtspartnerin verhalten? Nun, bei der ersten Vereinigung möge das feurige
Temperament den Mann leiten und ihn zum baldigen Samenerguß kommen lassen. Bei
den folgenden Liebesvereinigungen hingegen geziemt es sich, daß der Mann mit dem
Samenerguß zuwartet und die körperliche Berühurng so lange in die Länge schiebt,
bis die Frau zu ihrer Befriedigung gelangt ist. Ist beim ersten Zusammensein mit
der Frau derern Liebeslust anfänglich mäßig und braucht es in der ersten Zeit
längere Bemühungen zur Befriedigung ihrer Triebe, so ändert sich das bald. Nach
größerer Erfahrung flammt auch bei der Frau die sexuelle Lust bald schnell auf,
und es kommt auch bei ihr zu einer raschen Befriedigung.
SKALA DER LIEBESZUSTÄNDE
Erfahrene Literaten sind der Meinung, daß wir die Liebe in vier Gruppen
einteilen müssen:
1. Liebe aus Gewohnheit
2. Liebe aus Einbildung
3. Liebe aus
Vertrauen
4. sinnliche Liebe
Diese vier Formen mögen hier näher erörtert werden:
1. Alles, wo die Gewohnheit oder eine gleichmäßige Tätigkeit eine Rolle
spielt, führt zu dieser Form der Liebe. Auf diese Weise kann Liebe zu
fleischlichen Vereinigung, zur Jagd, zum Trinken, zum Spiel usw. entstehen.
2. Diese Liebe beruht auf der Fähigkeit vieler Menschen, lediglich in der
Gedankenwelt wurzelnden Dingen großes Gewicht beizulegen. So kommt es zur Liebe
aus Einbildungskraft. Das führt z.B. zur Vorliebe gewissen Männer, Frauen und
Eunuchen für das Auparishtakam oder den Mundverkehr. Hierher gehören auch alle
Arten von Küssen und Liebkosungen.
3. Eine solche Liebe ist dann vorhanden, wenn sich die Partner vertrauensvoll
begegnen. Beide Partner sind dann wie die Teile eines Ganzen. Ihre Charaktere
sind gleichmäßig und gleichstimmig.
4. Die sinnliche Liebe ist jedoch erst die vollwertige Liebe, denn von ihr
leben alle die drei beschriebenen Nebenformen.
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